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Das schönste Ehrenamt der Welt

Jens-Uwe Wagner aus Parchim ist Rettungsschwimmer und Schwimmlehrer / Dafür opfert er alljährlich sogar einen Großteil seines Urlaubes
Christiane Großmann, Parchimer Zeitung

Schwimmkurs im Freibad am Parchimer Wockersee: „Hat es euch Spaß gemacht?“, fragt Jens-Uwe Wagner in die obligatorische Feedbackrunde zum Abschluss eines Tages. <mark data-markjs="true">Das</mark>einstimmige „Jaaaa“ einer fröhlichen Kin<mark data-markjs="true">der</mark>schar im Alter von 5 bis 11 Jahren hallt bis zur blauen Wasserrutsche. Selbstverständlich dürfen die angehenden Seepferdchen in <mark data-markjs="true">der</mark>Pause auch mal den rasanten Weg über die Rutsche ins erfrischende Nass nehmen. „Es sind ja Ferien und <mark data-markjs="true">der</mark> Unterricht soll Freude machen. Wer Spaß an einer Sache hat, ist auch voll motiviert“, weiß Jens-Uwe Wagner aus langjähriger Erfahrung. <mark data-markjs="true">Das</mark> Wasser ist sein Element – eigentlich sein Leben lang. „Ich war schon immer eine Wasserratte“, erinnert sich Jens-Uwe Wagner. Schwimmen lernte <mark data-markjs="true">der</mark> gebürtige Parchimer frühzeitig in den Fluten des Plauer Sees. Den Impuls, Rettungsschwimmer zu werden, verspürte er während seines Einsatzes als Helfer im Kin<mark data-markjs="true">der</mark>ferienlager am Blanksee. Mit 19 Jahren hatte er den Schein. Die Ausbildung genoss er bei Peter Doß. „Ich habe viel vom DRK gelernt. <mark data-markjs="true">Das</mark> gebe ich gern zurück in Form von Tätigsein, solange es geht“, hat sich Jens-Uwe Wagner vorgenommen. Diesen Vorsatz lebt er seit mittlerweile 35 Jahren. Zunächst sorgte Jens-Uwe Wagner einige Jahre als Rettungsschwimmer in Kin<mark data-markjs="true">der</mark>ferienlagern für ungetrübten Badespaß. Seit 1990 opfert er alljährlich in <mark data-markjs="true">der</mark> Saison von Mai bis September einen Großteil von seiner Freizeit, ja sogar von seinem Urlaub, um in <mark data-markjs="true">der</mark> Parchimer Badeanstalt <mark data-markjs="true">das</mark> Getümmel zu überwachen. Seit 1992 darf Jens-Uwe Wagner auch selbst angehende Rettungsschwimmer ausbilden. Doch Kin<mark data-markjs="true">der</mark>n <mark data-markjs="true">das</mark> Schwimmen beizubringen, ihnen die Angst vor dem Wasser zu nehmen und dabei gleichzeitig zu vermitteln, wie wichtig es ist, dem Wasser immer mit Respekt zu begegnen – darin sieht er seit 25 Jahren seine eigentliche Passion. „Rettungsschwimmer und Schwimmlehrer zu sein ist für mich kein Beruf, son<mark data-markjs="true">der</mark>n eine Berufung. Ich danke meiner Familie, <mark data-markjs="true">das</mark>s ich <mark data-markjs="true">das</mark> so leben darf. Meine Lebenspartnerin steht voll hinter mir“, unterstreicht <mark data-markjs="true">der</mark> 54-Jährige. Ganz am Rande lässt er durchblicken, <mark data-markjs="true">das</mark>s pro Saison schnell um die 200 <mark data-markjs="true">Ehrenamt</mark>sstunden im Dienste <mark data-markjs="true">der</mark> DRK-Wasserwacht zusammenkommen. Von September bis April gibt Jens-Uwe Wagner außerdem noch Schwimmunterricht in <mark data-markjs="true">der</mark> Halle einer Plauer Reha-Klinik. <mark data-markjs="true">Der</mark> jüngste Schüler unter seinen Fittichen war gerade viereinhalb Jahre jung. In diesem Alter geht es, genauso wie bei angehenden Abc-Schützen, noch eher um die Wassergewöhnung. Anie Meinecke aus Grebbin peilte in diesen Sommerferien schon <mark data-markjs="true">das</mark> nächste Ziel an: die Seepferdchenprüfung. Als die Siebenjährige ihre Mama mit <mark data-markjs="true">der</mark> Idee „überfiel“, <mark data-markjs="true">das</mark>s sie einen Schwimmkurs besuchen wolle, bevor sie in die dritte Klasse <mark data-markjs="true">der</mark> Domsühler Eldetalschule kommt, hielt Nicole Meinecke bewusst nach einer Ausbildungsmöglichkeit in einem Naturgewässer Ausschau. „Wenn wir im Urlaub sind, baden wir ja auch in einem Natursee“, begründet sie ihre Wahl. Keine 24 Stunden nach ihrer bestandenen Seepferdchenprüfung schwamm <mark data-markjs="true">das</mark> ehrgeizige Mädchen sogar noch zur bronzenen Stufe. Die strahlenden Augen von Anie waren dem Schwimmlehrer wie so oft Bestätigung und Ansporn zugleich: „Ich hab <mark data-markjs="true">das</mark> <mark data-markjs="true">schönste</mark> <mark data-markjs="true">Ehrenamt</mark> auf <mark data-markjs="true">der</mark> <mark data-markjs="true">Welt</mark>.“ Es ist aber auch immer wie<mark data-markjs="true">der</mark> aufs Neue eine Herausfor<mark data-markjs="true">der</mark>ung, wie Jens-Uwe Wagner verdeutlicht: „Man hat in so einem Kurs nur fünf Tage Zeit, um <mark data-markjs="true">das</mark> Vertrauen <mark data-markjs="true">der</mark> Kin<mark data-markjs="true">der</mark> zu gewinnen. <mark data-markjs="true">Das</mark> kann uns nur gelingen, wenn wir jedem Kind durch individuelle Zuwendung <mark data-markjs="true">das</mark> Gefühl geben, in diesen fünf Tagen die Hauptperson zu sein.“ Download als PDF