In Parchim macht sich ein Netzwerk für die Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen stark. Zur Aktionswoche wird auch ein interaktives Übungsmaterial präsentiert.
Diese Übung hört sich auf den ersten Blick nicht gerade nach einer großen Sache an: Legen Sie einen Löffel bereit und ein paar Murmeln in ein Schüsselchen. Dann stellen Sie ein Glas auf einen Tisch und dahinter einen Spiegel auf. Während Sie in den Spiegel schauen, versuchen Sie, mit dem Löffel die Murmeln ins Glas zu füllen.
Es wird erst nach mehreren Anläufen gelingen. Was lösen die vergeblichen Versuche in Ihnen aus? Werden Sie ungeduldig, hektisch, vielleicht sogar ein bisschen wütend dabei, weil Sie es nicht auf Anhieb schaffen?
Was erleben Menschen mit Demenz?
Diese kleine Übung ist Teil eines Parcours, auch Demenz-Siumulator genannt. Der 13 Aufgaben umfassende Stationenweg orientiert sich am Tagesablauf und soll eine Vorstellung davon vermitteln, was Menschen fühlen und erleben, die an einer Demenz erkrankt sind.
Betroffene stehen jeden Tag vor unlösbaren Herausforderungen, weil sie ganz normale Abläufe im Alltag nicht mehr umsetzen können, Gewohntes einfach nicht mehr gelingen will, die Orientierung verloren gegangen ist.
Der Schlüssel in die Welt eines Menschen, der nicht nur vergesslich ist, heißt Verstehen. „Wir wollen das Wissen über Demenz und einen hilfreichen Umgang mit der Erkrankung unter Professionellen, Betroffenen, Angehörigen und der breiten Öffentlichkeit vergrößern“, sagt Sabine Uhlig vom Netzwerk Demenz Parchim. Dabei handelt es sich um eine Kooperation von Akteuren aus verschiedenen Einrichtungen und Berufsgruppen, die sich dieses Anliegen gemeinsam auf die Fahnen geschrieben hat.
Interaktives Schulungsmaterial für Fortbildungen
Das nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten erarbeitete und von der Deutschen Alzheimergesellschaft empfohlene Schulungsmaterial konnte mit einer Förderung der Allgemeinen Ortskrankenkasse für Parchim angeschafft werden.
Jeder, der sich für Menschen mit Demenz engagieren möchte, kann den Parcours absolvieren. Das Netzwerk setzt das interaktive Schulungsmaterial unter anderem ein für Veranstaltungen mit Angehörigen, für Weiterbildungen in der Altenpflege oder für die Fortbildung von Mitarbeitern in Einrichtungen und Firmen, um sie im Berufsalltag für einen angemessenen Umgang mit Menschen mit Demenz zu sensibilisieren. Gemeint sind damit die so genannten Demenzpartner-Schulungen.
Juliane Puskeiler hat den Demenz-Parcours absolviert und stand lange unter dem Eindruck dieses Erlebnisses. „Das war eine sehr krasse Erfahrung“, schildert die Leiterin zweier Seniorentagespflegen in Sternberg und Parchim. Dennoch kann die Mitarbeiterin beim Deutschen Roten Kreuz anderen diese Erfahrung nur ans Herz legen. Denn: Wer versteht, könne empathischer reagieren.
Woche der Demenz in Parchim
Vom 17. bis 24. September beteiligt sich das Parchimer Netzwerk an der Woche der Demenz. Die Veranstaltungsreihe der Deutschen Alzheimergesellschaft steht 2021 unter dem Motto „Demenz – genau hinsehen“ . Geplant sind acht Veranstaltungen, mehrere davon finden im Parchimer Bildungszentrum der Ländlichen Erwachsenenbildung in der Alten Mauerstraße 25 statt, wo das Netzwerk seine Adresse hat.
Der gemeinnützige Bildungsträger ist selbst Netzwerkpartner. Am 21. September werden hier auch Selbsterfahrungs-Workshops für Lebensbegleiter mit dem Demenz-Simulator angeboten. Die etwa eineinhalbstündigen Veranstaltungen beginnen jeweils um 11, 13, 15 und 17 Uhr und werden vom Helferkreis Parchim begleitet.