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Erfolgreich gegen Mobbing

Aliki Puschmann arbeitet am Gymnasium Crivitz als Schulsozialarbeiterin / Sie setzt sich dafür ein, Ausgrenzung entgegenzuwirken

Pausengewusel auf dem Schulflur im Gymnasium „Am Sonnenberg“. Kaum tritt Aliki Puschmann aus ihrer Tür, steuern zwei Schülerinnen auf sie zu: „Können wir nachher einmal mit Ihnen sprechen?“, fragen sie. „Na klar“, antwortet die Schulsozialarbeiterin. Sie ist erst seit April 2017 an der Schule, doch inzwischen eine wichtige Ansprechpartnerin für die Gymnasiasten der siebten bis zwölften Klassen. „Jeder Tag war bis jetzt anders. Die Schüler kommen zu mir, wenn sie Probleme zu Hause, mit Lehrern oder anderen Schülern haben. Meine Tür ist immer offen.“
Die 29-Jährige hat zuvor vier Jahre als Sozialarbeiterin im Gefängnis gearbeitet, drei davon in der Vollzugsanstalt Bützow. Prävention ist ihr ein Anliegen. Zur Sucht- und Gewaltprävention, zum Umgang mit Alkohol, zur Unterscheidung zwischen wahren und falschen Freunden organisierte die rührige junge Frau, die beim DRK Parchim angestellt ist, deshalb Workshops. Sie lud sich dazu Gäste ein, zum Beispiel einen Mann, der 20 Jahre hinter Gittern verbringen musste.
„Ein ganz wichtiges Thema ist für mich Kommunikation. Die Jugendlichen daddeln ja nur noch auf ihren Smartphones. Wenn sie nebeneinander sitzen, schreiben sie sich eher eine WhatsApp-Nachricht als miteinander zu reden.“ Darunter würde ihre Fähigkeit leiden, Mimik und Gestik richtig zu deuten. Kommunikation per Handy würde ebenfalls viel Raum für Fehlinterpretationen bieten. „Cybermobbing ist auch ein ganz wichtiger Bereich beim Thema Mobbing“, sagt die Frau mit der hohen Sozialkompetenz.
Zwei Mal kamen bisher Schüler zu ihr, die sich gemobbt fühlten. „Beim Mobbing ist sehr wichtig, sofort zu handeln. Wenn die Schüler zu uns kommen, ist es eigentlich schon zu spät. Ich habe mich zuerst mit allen Schülern der Klasse zusammengesetzt und über die Situation geredet. Dann habe ich Einzelgespräche mit Opfer und Tätern geführt, mit Lehrern und Eltern gesprochen.“ In beiden Fällen hätten die Eltern nichts vom Leiden ihrer Kinder mitbekommen, ebensowenig die Lehrer. Die Frage, warum eine schweigende Mehrheit einfach zusehe, beantwortet Aliki Puschmann so: „Die Täter sagen immer, das Opfer habe sie falsch verstanden.“ Nach den Gesprächen stellte die Sozialarbeiterin mit den Schülern einen Plan auf, wie sie künftig miteinander umgehen wollen. Auch, indem ein gemobbter Schüler sofort sagt, was er nicht möchte und eine Grenze zieht. Den Plan habe sie alle zwei bis drei Wochen überprüft und sich nach etwa sechs Wochen noch einmal mit allen Beteiligten zusammengesetzt. „Ich finde, wir haben das gut gelöst. Ob es noch mehr Mobbingfälle an der Schule gibt, kann Aliki Puschmann nicht sagen, sie erfährt davon nur, wenn ihr jemand etwas darüber erzählt. „Deshalb arbeite ich gerade an einem Anti-Mobbing-Projekt für die ganze Schule mit TV-Star Carsten Stahl. Der war als Kind selbst Mobbingopfer. “
kfri Bild & Text Von Katja Frick Artikel Download PDF der SVZBundesprojekt: Mit 20 Millionen Euro will das Bundesfamilienministerium im Schuljahr 2018/2019 gegen religiös motiviertes Mobbing an Schulen vorgehen. Bundesweit sollen 168 Sozialarbeiter in den Schulen präsent sein. Jeder „Respekt-Coach“ erhält 20 000 Euro für geeignete Projekte.