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Schauspieler Lutz Leyh gibt jetzt den Corona-Tester in Parchim

Seine Bühne: eine abgeteilte Ecke in einem kleinen Raum im Haus der Jugend. Sein Kostüm: Vollschutz von Kopf bis Fuß. Seine Requisiten: Teststäbchen und Pipette. Der bekannte Parchimer Schauspieler Lutz Leyh gibt jetzt den Coronatester.

Seit einigen Wochen hilft er stundenweise im DRK-Testzentrum in der Dragonerstraße. Lutz Leyh lässt sich generell für die Sonnabendschicht einteilen, damit die hier engagierten Frauen am Wochenende mehr von ihren Familien haben.

Keine Aussichten auf annehmbares Engagement

Zu der Tätigkeit kam er durch eine Freundin. Die gab ihm den Tipp. „Ich wollte rauskommen, etwas Sinnvolles machen, bevor ich gar nichts zu tun habe“, sagt Lutz Leyh. Die Illusion, dass ihm in nächster Zeit ein Engagement in seinem Beruf angeboten wird, hat der freischaffende Schauspieler vorerst begraben. „Es ist gruselig, was derzeit in der Branche passiert“, schildert der Parchimer und schüttelt sich vor Entsetzen.

So würden Verträge nur noch mit einer Ausstiegsklausel vom Veranstalter wegen höherer Gewalt gemacht. Das heißt, man hält sich einen bestimmten Zeitraum von vielleicht sechs bis acht Wochen frei. Im Nacken sitzt einem dabei die permanente Angst, dass von einem Tag auf den anderen die Absage kommt und man völlig leer ausgeht.

Weniger Zuschauerplätze, weniger Gage

Auch die Hygienevorschriften schlagen bis zum Darsteller auf der Bühne durch. Denn weniger Sitzplätze heißt weniger Einnahmen und damit weniger Gage. „Da verfahre ich mehr Geld für Sprit, als rein kommt“, erklärt Lutz Leyh.

Bis vor einem guten halben Jahr glaubte der freischaffende Schauspieler, er würde mit den Rücklagen über die Runden kommen, die er vor Corona aus den Einnahmen eines sehr fair bezahlten Engagements in Hamburg gebildet hat. Die Kohle war eigentlich für ein anderes Auto gedacht.

Doch einmal Schauspieler, immer Schauspieler, egal auf welcher Bühne. Wenn sich Lutz Leyh sonnabends „in Schale schmeißt“ und ab 9 Uhr zu den Teststäbchen greift, wird es zuweilen heiter-fröhlich im Raum. Das Eis bricht er gern mit den Worten: „Ich teste so feinfühlig, dass ich schon Heiratsanträge bekommen habe.“

Gute Kritiken von den Testpersonen

Zumindest an der ersten Satzhälfte muss was dran sein. Spontan befragte Testpersonen, darunter ein junger Familienvater, bescheinigen ihm, dass er seine Sache prima gemacht habe. Der 37-Jährige und seine Partnerin ließen sich testen, um bei einer Geburtstagsfeier in Berlin auf der sicheren Seite zu sein.

René Fischer aus Hessen sowie seine Kinder Nora (11) und Julian (13) brauchten eine Negativbescheinigung für den Ostseeurlaub. René Fischer ist in Garwitz aufgewachsen und kehrte vor der Weiterfahrt an die See natürlich bei seinen Eltern im Lewitzdorf ein. „Mecklenburg ist meine Heimat“, gesteht der 48-Jährige.

Lampenfieber spürte Lutz Leyh vor seinem ersten Einsatz als Coronatester übrigens nicht. „Wir haben uns beim Vorbereitungskurs gegenseitig getestet. Wenn man sich geschickt anstellt, ist das keine große Sache“, verrät er. Ein großes Hallo gab es, als er – kaum zu erkennen in der Schutzmontur – seine frühere Kostümschneiderin vom Parchimer Theater aufrief. Sie hatte seine Stimme noch im Ohr: „Lutz bist du das?“

von Christiane Großmann

Quelle: www.svz.de/33147342 ©2021