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Schnecken in der Sozialpädagogik - „In der Ruhe liegt die Kraft“


Kim Anne Pecksen

Ich bin seit mehreren Jahren tätig als Schulsozialpädagogin/ Traumapädagogin. Seit Januar 2020 in der Grundschule Sternberg. Auch hier habe ich immer wieder mit Schülerinnen und Schülern zu tun, die Konzentrationsschwierigkeiten haben, hyperaktiv und aggressiv sind. Bei der Überlegung nach einer weiteren Möglichkeit mit diesen Kindern zu arbeiten kam ich auf die tiergestützte Pädagogik. Auf der Suche nach einem geeigneten Tier bin ich irgendwann auf die Achatschnecke gestoßen. Mittlerweile begleiten mich meine Großen, Poldi und Zacke schon ein paar Jahre. Sechs Baby-Ovum sind mit ihren 5 Monaten noch in der „Ausbildung“. Sie begleiten mich seit ein paar Wochen in der Grundschule und unterstützen mich momentan in der Einzelarbeit mit zwei Jungs aus den ersten Klassen. Alle diese Schnecken gehören zu den „Ovum“ und können eine Hauslänge von 18 cm bekommen. Da es meist zwei Kinderhände braucht um eine „Ovum“ zu halten, begleiten mich seit einem Jahr auch noch kleinere Schneckenarten. (Limicolaria und Subulina). Alleine der Anblick dieser Großen und kleinen Geschöpfe löst bei (fast) allen Kindern Faszination aus. Tiere fördern die Kontaktfreude und wecken Neugierde. Gerade die Schnecken fördern durch ihre Langsamkeit, Geduld und Konzentration und schulen uns in Achtsamkeit. Sie helfen uns in eine andere Welt einzutauchen, uns zu Erden und somit den Weg zum inneren Gleichgewicht zu finden.

„Ich fragte eine Schnecke, warum sie so langsam wäre.
Sie antwortete, dadurch hätte sie mehr Zeit, die Welt zu sehen.“

(Wolfgang J. Reus)


Marlon war begeistert, dass er Teil dieses Artikels sein darf. Die Erlaubnis seine Geschichte zu erzählen, liegt von ihm und seinen Eltern vor.
Marlon war begeistert, dass er Teil dieses Artikels sein darf.
Die Erlaubnis seine Geschichte zu erzählen, liegt von ihm und seinen Eltern vor.

Mandy Paech

Meine Hauptarbeitszeit verbringe ich als systemische Sozialtherapeutin in der Erziehungsberatung des DRK Kreisverband Parchim.

Im Rahmen meiner Arbeit begleite ich Familien und deren Kinder in schwierigen Lebenslagen. In der Zusammenarbeit von Kind -Tier – Eltern gibt es eine neue Möglichkeit, den Blickwinkel auf schwierige Situationen zu verändern. Besonders Kinder zwischen 4-12 Jahren und deren Eltern sind begeisterungsfähig, eine kurzzeitige Verantwortung zu übernehmen. Sie erleben für einen Moment ein Gefühl von Eigenständigkeit und Vertrauen ihnen gegenüber.

Weiterhin zählen auch  Anpassungsschwierigkeiten (Unruhe, Wut, Zurückgezogenheit) von Kindern im Schullalltag zu belastenden Situationen in Familien, die für alle Beteiligten große Herausforderungen darstellen.

In meiner Beratung lernte ich Marlon, 8 Jahre kennen. Er ist im Schulalltag mit Ungeduld und Verunsicherungen im sozialen Verhalten aufgefallen. Ziel sollte sein, ein Bewusstsein mit ihm zu erarbeiten, dass er Situationen im Alltag einschätzen lernt und den Zusammenhang zu seinem Verhalten erkennt.

Im Rahmen der gemeinsamen Stunden mit den Schnecken Henriette und Hugo gelang es ihm zu zuhören und Vereinbarungen im Umgang mit den Tieren einzuhalten.

Weiterhin war es für ihn möglich einen längeren Zeitraum zu beobachten und zu fühlen.

Die Erfahrung, Selbstwirksamkeit zu erleben, ist eine Chance, Ressourcen in den Alltag zu übertragen.


Die Begegnung mit einer andern Art - Ist auch eine Begegnung mit sich selbst!

Auch für uns ist es stets eine Erweiterung von Erfahrung mit der Lebenswelt der Kinder und deren versteckten Kompetenzen.

Mandy Paech & Kim Anne Pecksen

Marlon, 8 Jahre mit den mit den Schnecken Henriette und Hugo - Marlon war begeistert, dass er Teil dieses Artikels sein darf. Die Erlaubnis seine Geschichte zu erzählen, liegt von ihm und seinen Eltern vor.

Die uralte Symbiose zwischen Menschen und Tier hat in den letzten Jahren eine neue Phase erreicht.
Mandy Paech und Kim Anne Pecksen - Wir sind zwei Mitarbeiterinnen, die in unterschiedlichen Arbeitsfeldern mit afrikanischen Riesenschnecken arbeiten.

Diese Riesenschnecken gehören zur Familie: Archachatina marginata ovum und suturalis.  

Der Ansatz tiergestützter Interventionen (TGI) nutzt das intuitive Verständnis zwischen Mensch und Tier, um z. B. soziale Kompetenzen und psychische Gesundheit bei Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen zu fördern. Es ist zu beobachten, dass unsere „Kumpanen-Beziehungen“ mit Tieren nicht nur Freude bringen können, sondern auch emotionale Gesundheit und Wohlbefinden fördern.

In der heutigen, schnelllebigen Zeit kommt ein wichtiger Grundsatz in der Arbeit mit Kindern und Eltern insbesondere mit Schnecken eine neue Bedeutung.

„In der Ruhe liegt die Kraft“

Sich Zeit nehmen für die Bedürfnisse der Familien/Kinder steht im Mittelpunkt unserer Arbeit.