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Blutspende wie eine Corona-Party

Bernd Wüstneck/dpa

Die Corona-Pandemie erhöht die Hilfsbereitschaft im Land. Das Deutsche Rote Kreuz spricht von 20 Prozent mehr Spendern in MV. Bei dem Blutspende-Termin in Parchim verkehrte sich die große Hilfsbereitschaft allerdings ins Gegenteil: überfüllte Räume. Blutspender aus Parchim und dem Umland berichten übereinstimmend von unhaltbaren Zuständen beim Zusatztermin im Haus der Jugend in der Dragonerstraße. „Das war wie eine Corona-Party“, sagt Manfred Warncke aus Parchim über diesen Tag.

Enge und überfüllte Räume: Blutspende-Aktion des DRK in Parchim völlig überlaufen. Das Haus der Jugend öffnete Sonntag um 9 Uhr. Eine Parchimerin war zehn Minuten später vor Ort. „Da stand bereits eine lange Schlange vor dem Eingang“, sagt die 63-Jährige. Die Schlange führte von der Tür bis über den großen Hof des Hauses hin zur Straße.
Den Blutspendern wurde das wahre Ausmaß des großen Andrangs erst nach der Anmeldung bewusst. In einem Raum mit ungefähr 40 Quadratmetern standen 40 bis 50 Menschen dicht gedrängt beieinander, erzählt Manfred Warncke. Abstand von anderthalb Metern? Unmöglich. „Bereits in der Anmeldung standen gut 15 Personen. An dieser Stelle konnte man zum Teil noch draußen warten. Aber nach der Anmeldung musste man drinnen dicht gedrängt stehen“, so Warncke. Zwischen den dicht stehenden Menschen bewegten sich zusätzlich Pflegekräfte und Helfer, die Kaffee an die Wartenden verteilten.
Bereits bei Spendeterminen im Juli soll es einen ähnlichen Andrang gegeben haben, berichten die Besucher.
Die Ursachen für die Überfüllung sind vielschichtig. Das Deutsche Rote Kreuz profitiert auf der einen Seite von der gestiegenen Spendenbereitschaft durch Corona. Andererseits schloss das DRK mehrere Blutspende-Standorte auf den Dörfern. So auch in Mestlin, Matzlow, Spornitz und Domsühl. Dort gibt es in diesem Jahr keine Blutspende-Aktion.
Das DRK bündelt seit Januar alle Termine in einer größeren Stadt. Die Rechnung ist einfach: Mehr Spender an weniger Standorten. Mit dem Ergebnis, dass viele Spender aus dem Umland gleichzeitig nach Parchim strömen.
Hinzu kommt die geringe Zahl an Mitarbeitern vor Ort. Bei einem Blutspendetermin in Parchim im Mai hatten bereits zwei anwesende Ärzte alle Hände voll zu tun. Bei dem jüngsten Termin war nur ein Arzt anwesend, wie Spender übereinstimmend sagten. Damit war der Durchlauf an Blutspendern zu langsam, die Menschen stauten sich im Warteraum.
Die Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes, Silke Hufen, bittet die Spender um Entschuldigung: „Wir hatten nicht mit diesem Ansturm gerechnet. Wir freuen uns sehr über die Hilfsbereitschaft und versprechen, das nächste Mal mehr Personal zur Verfügung zu stellen, auch mindestens zwei Ärzte“. Das DRK kündigt drei weitere Termine in Parchim an: 6. und 13. August sowie 4. September. Quelle: www.svz.de/29096952 ©2020 Zum Artikel