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extra.stark! 04 - 2019 | „Hand in Hand“ gegen das Vergessen

Bilder geben Impulse für Austausch und Aktivität

In der DRK-Tagespflege Sternberg konnte durch großzügige Unterstützung der Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ ein Projekt umgesetzt werden, das demenzkranke Menschen umfassend anspricht.

Wenn die Erinnerungen verblassen, Vertrautes fremd erscheint, man nicht mehr weiß, was man tun kann mit den Dingen, die einen umgehen, dann gehen nicht nur kognitive Fähigkeiten verloren. Auch die Aktivität wird ausgebremst. Um den Verlauf demenzieller Erkrankungen zu verlangsamen und betroffenen Menschen Impulse zu geben, die ihnen gut tun, wurde in der DRK-Tagespflege Sternberg ein „Demenz-Erlebnispfad“ eingerichtet. Dafür sind zahlreiche Bilder an Wände gekommen und kleine Stationen eingerichtet worden. „Der Flur zwischen Aufenthalts- und Ruheraum, Wintergarten und Speisesaal ist sehr lang und war nicht attraktiv“, berichtet Juliane Puskeiler, Pflegedienstleiterin der DRK-Tagespflegeeinrichtungen Parchim und Sternberg. Mit der Idee, einen aktivierenden Parcours einzurichten, bewarb sich der Träger. Und wurde zu 100 Prozent gefördert. Seit kurzem lädt die Gestaltung, die maßgeblich auf demenz-erkrankte Menschen ausgerichtet ist, zur Kommunikation an. „Alle Sinne werden angesprochen. Kleine sportliche Aktivitäten und die Möglichkeit, die grauen Zellen zu fordern, sind ebenso in unseren Pfad integriert wie Stationen zur Entspannung.“ Juliane Puskeiler gerät ins Schwärmen angesichts der ersten Erlebnisse, die sie und ihre Kollegen mit den Tagespflegegästen teilen konnten. „Der Eingangsbereich verheißt eine lebendige Atmosphäre. Wir rufen Bilder in Erinnerung, die zum gewohnten Lebensumfeld gehörten. Pfarrhaus, Kirchturm, Fischerei – jeder kennt diese Motive. Sie schaffen Vertrautheit.“ Ein Erlebnis-Board ruft Handwerksberufe in Erinnerung. „Durch das Anfassen ist ein langes Arbeitsleben plötzlich gegenwärtig. Es macht viel Freude, den Austausch in Gang zu bringen.“ Ein feines Näschen ist gefragt, wenn aus dem Sinnes-Board kleine Duftsäckchen den Fotografien von Rosmarin, Lavendel und Co. zugeordnet werden. Der eigene Garten, das Kochen der Leibspeise, das Leben in der Familie – Biografiearbeit bekommt neue Inhalte. Rätselboxen, Bewegungsangebote oder Filmaufnahmen einer Radtour durch Italien, die beim Ergometer strampeln die nie gemachte Reise nahezu „nachholen“, sorgen dafür, dass der Flur der Tagespflege einen besonderen Stellenwert hat. „Auch geistig regere Gäste und Menschen im Rollstuhl nehmen die Anregung gern an. Manche betätigen sich deutlich mehr. Andere kommen zur Ruhe.“ Stolz ist Juliane Puskeiler auf die kleine „Waldecke“. Einem Jägerstand nachempfunden lädt der Entspannungsort mit Beamer und Soundbox zu kleinen „Ausflügen“ oder einer herzhaften Brotzeit ein.