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Internationaler Tag der Pflege unter besonderen Vorzeichen

Der 12. Mai ist seit 1974 internationaler Aktionstag. Bei dieser Gelegenheit wird die Bedeutung der professionellen Pflege für alle Menschen dieser Welt gewürdigt. Steffen Kanert, Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Parchim, und Alexander Plass, Geschäftsbereichsleiter Pflege und Senioren, stellen in diesem Jahr eine Besonderheit heraus.

Internationaler Tag der Pflege 2020 - ein besonderer Aktionstag mit einer runden Jahreszahl?

Steffen Kanert: Ja, aber das liegt nicht an der plakativen Jahreszahl. Die öffentliche Diskussion dreht sich zum ersten Mal um Pflege als systemrelevante Tätigkeit.

Alexander Plass: Was nicht bedeutet, dass diese Systemrelevanz nicht schon vorher da gewesen wäre. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie verbietet sich allerdings inzwischen jeder Zweifel daran!

Ein Bewusstsein, das mit erheblichen Arbeitsbelastungen erkauft ist.

Alexander Plass: Durch die momentane Situation erhöhen sich die Anforderungen an die Mitarbeitenden noch mehr. Dabei ist die Belastung für alle Beteiligten ohnehin schon enorm.

Steffen Kanert: Eine entscheidende Motivation der Pflegenden liegt im Mitmenschlichen. Das kommt durch die aktuell geltenden Sicherheits- und Hygienebestimmungen überall zu kurz. Davon sind nicht nur unsere Kräfte betroffen, das gilt für alle Einrichtungen.

Alexander Plass: Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass auch die Pflegenden zum Kreis der Gefährdeten gehören und die Sorgen um die eigene Gesundheit nach Dienstschluss in ihr privates Umfeld mitnehmen.

Aber ist es nicht ein gutes Gefühl, gebraucht zu werden?

Steffen Kanert:
 Unbestritten - nur rückt leider erst jetzt durch die Pandemie die Wertigkeit der Pflege ins öffentliche Bewusstsein.

Das klingt so, als ob Pflege einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft bekommen müsste - auch finanziell.

Alexander Plass: Das geht sogar noch weiter. Es geht hier nicht nur um eine angemessene Vergütung für die einzelne Kraft, hier spielen auch Personalstärke und Ausstattung der Einrichtungen eine entscheidende Rolle.

Steffen Kanert: An dieser Stelle stehen uns noch intensive Gespräche und harte Verhandlungen bevor. Alle sind sich irgendwie einig, dass sich am Gesamtsystem etwas ändern muss. Die Finanzierung ist dabei der Knackpunkt.

Alexander Plass: Das betrifft nicht nur die Leistungen der Kassen. In unseren Einrichtungen ist auch der Selbstzahleranteil ein Thema. Der muss geleistet werden. Weil die Ansprüche und Anforderungen an ambulante und stationäre Einrichtungen aber stetig steigen, schießen auch die Kosten in die Höhe. Damit schaffen wir im einen oder anderen Fall ein echtes finanzielles Problem. Aber wir können nicht einfach unsere Leistung herunterfahren, um marktfähig zu bleiben. Hier ist der Staat gefordert.

Wir werden unsererseits die Entwicklung aktiv vorantreiben - im Interesse der Pflegenden, der uns anvertrauten Menschen und deren Angehörigen.

Der DRK Kreisverband Parchim e.V. ist als Teil des Landkreises mit rund 800 fest angestellten sowie fast 350 ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern fest verwurzelt. Das Spektrum des Verbandes reicht von Pflegedienstleistungen über Kinder- und Seniorenbetreuung bis hin zu Rettungsdienst und Schulsozialarbeit. Die Gesamtpalette gliedert sich in insgesamt zwölf Angebote - drei Leistungs-bereiche werden dabei von Tochtergesellschaften betreut. Der Kreisverband ist über den Landes- und Bundesverband Teil der internationalen Rotkreuz- und Halbmondbewegung und den Werten dieser Gemeinschaft verpflichtet. Er nimmt Verantwortung wahr: In der Region ist er eine unverzichtbare Säule der Wohlfahrt und gehört zu den größten Arbeitgebern.

Weitere interessante Informationen zum Aktionstag:Pressemitteilung der LandesregierungPflegeazubis in Corona-Zeitenallgemeine Infos zum internationalen Tag der Pflege