·

Kleine Retter kommen in Parchim ganz groß raus

07:30 Uhr

Im Büro angekommen, checkt Carmen Rathsack ihre E-Mails. Das geht meist recht schnell. Dann greift sie nach ihren Notfallkoffern. Einer ist echt – für wirkliche Einsätze. Der andere wird im Handumdrehen gefüllt: mit einem Spielteppich, einem Stethoskop, mit Verbandsmaterial, einer Rettungsdecke, eine Postkarte, einem Reis-Bad in den DRK-Farben rot und weiß. Im kleinen Helfermobil erreicht die Mitarbeiterin des DRK Kreisverbandes Parchim ihr Ziel: die Kita in Lübz.

08:45 Uhr

Aus den bodentiefen Fenstern winken Kinder. Ganz aufgeregt rufen sie „Carmen kommt“. Einen Moment müssen die Vorschüler aber noch warten. Viele Requisiten finden derweil ihren Platz für insgesamt drei Durchgänge. Das Interesse der Mädchen und Jungen ist enorm. Übrigens auch das der Eltern. Sie begleiten die spielerische Vermittlung von Erste-Hilfe-Maßnahmen mit Selbstschutzkompetenzen wertschätzend und steuern gern auch abgelaufenes Verbandmaterial für Übungszwecke bei. 

09:00 Uhr

Rica ist mächtig aufgeregt, weil sie Geburtstag hat. Lotta sorgt sich und möchte mit dem Stethoskop lauschen, ob es ihrer Freundin wirklich gut geht. Die anderen legen erstmal ein Ohr auf die Brust ihres Spielkameraden. Überall pocht es. Ansonsten ist es magisch still im Gruppenraum. Aber woran erkennt man, dass jemand Hilfe braucht? Wie merkt man selbst, wenn es einem nicht gut geht? „Hör auf dein Herz“, sagt Carmen Rathsack leise zu den Kindern. Schließlich geht es um viel mehr als das Pflaster auf einer Schramme. Niels, am Morgen hingefallen, bekommt trotzdem eins… Die Wundversorgung klappt schon richtig gut.

09:50

Die Kinder der zweiten Gruppe stehen bereits vor der Tür. Sie lernen mit einem Gedicht die verschiedenen Rettungskräfte kennen. Ihr eigener Einsatz beginnt auf dem Rücken liegend: Sie lassen einen Luftballon als Blaulicht von Bein zu Bein schweben. Auf die nächste Aufgabe haben die Kinder gespannt gewartet. Ihre selbst gebastelten Pieper sind endlich aufgeladen und werden mit einer Klammer am Hosenbund fixiert. „Tatütata“ – die kleiner Retter eilen durch den Parcours. Mit Rettungsweste, Helm und Schutzbrille ausgestattet sowie einer Sprühflasche in der Hand löschen sie das Flammenmeer aus rot angemaltem Papier. Aus Bechern bauen sie einen Wall gegen die drohende Überschwemmung. Die dritte Gruppe muss wenig später noch das Kuscheltier bergen. Es kommt ohne Hilfe nicht mehr vom Dachbalken runter. 

12.30 Uhr

Carmen Rathsack breitet im benachbarten Gymnasium eine Rettungsdecke aus. Ihre kleinen Retter an diesem Ort sind eigentlich schon groß: Zwölf Schüler der siebten und achten Klasse stehen auf der goldglänzenden Oberfläche und sollen ohne Bodenberührung die Decke wenden. Puh, schnauft jemand, das ist nicht so einfach. Später üben die Jugendlichen die Wundversorgung und Reanimation. Stück für Stück erobern sie sich die Kenntnisse des Erste Hilfe-Kurses und festigen diese durch Wiederholungen. Rollenspiele sind dabei ein echter Renner. Zum Abschluss gilt es noch die Umfrage auszuwerten. Vorm Einkaufscenter hatten die Kids Kunden befragt, ob sie in der Lage wären zu helfen. Und ob sie das auch tun würden. Die Antworten verblüffen die Schüler: Bei vielen Menschen ist der letzte Kursus schon viele Jahre her. Das geht ja gar nicht!

14:30 Uhr

Zurück im Büro berichtet Carmen Rathsack Fachbereichsleiterin Ines Müller begeistert von den Erfolgen der kleinen und großen  Retter. Sie war an der Erstellung der Lehrunterlage im Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beteiligt und hat maßgeblich die ersten beiden Module der Ausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe mit Selbstschutzinhalten für das DRK Generalsekretariat erarbeitet. Pädagogische Fachkräfte und Erste Hilfe-Ausbilder anderer Träger wollen gern Multiplikatoren dieses Projektes werden, verrät Ines Müller. Die Ausbildung dafür wird Carmen Rathsack am nächsten Tag vorbereiten. Bevor es in den Feierabend geht, schreibt sie noch Projekt-Postkarten mit dem jeweiligen Ablauf für die Eltern ihrer Gruppen. Und bearbeitet die gemachten Fotos, damit das Projekt sich im Portfolio eines jeden Kindes wiederfindet. 

Hör auf dein Herz! Carmen Rathsack begeistert im Rahmen des Projektes „Kleine Retter ganz groß“ Mädchen und Jungen in Kindergärten und Jugendliche in Schulen. Hier ist ein kleiner Einblick in den Tagesablauf:

  • Was tun, wenn der Strom ausfällt?

  • Wie verhalte ich mich bei Gewitter oder Sturm?

  • Wie hole ich Hilfe bei einem Unfall?

  • Wie kann ich Unfälle vermeiden?

Kleine Retter ganz groß – ein kostenfreies Projekt für Kindertagesstätten und Grundschulen zur Förderung der Selbstschutzkompetenz bei Unfällen im Alltag und in außergewöhnlichen Notlagen

Tagesablauf zum download als PDF