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Woche der Demenz in Parchim

Die Natur ins Haus geholt: Der neu gestaltete Flur in der DRK-Tagespflege Sternberg bietet viele Anreize, die helfen, den Koffer der Erinnerungen zu öffnen.

Tagespflegen bieten Fürsorge und Struktur – Es gibt viele Ansätze, die helfen, den Koffer der Erinnerungen zu öffnen.

„Demenz – wir müssen reden!“ So lautet die Botschaft der diesjährigen Woche der Demenz vom 21. bis 27. September. Welche Unterstützungsangebote gibt es in der Region für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen? In unserer Wochenserie greifen wir einige Beispiele auf. Für die Tagesgäste die Natur ins Haus geholt Praktikantin Monique Kölling hat sich mit Tagesgast Gerda Otto ans Wandboard der Sinne zurückgezogen. In den Kästchen unter dem Kräuterbild auf dem Flur der DRK-Tagespflege in Sternberg liegen verschiedene Duftsäckchen zum Raten und Assoziieren. Wenige Schritte weiter gibt es Aktivierungsboarde mit handwerklichen Gegenständen. Im Flurbereich zu den Ruheräumen hat das Team für seine Tagesgäste die Natur ins Haus geholt: ein großes Waldbild, Leinwände mit Tieraufnahmen, Naturmaterialien. Ein nachgebauter Hochstand mit einem angedeuteten Ausguck und einer Verweilmöglichkeit auf einer Bank am Klapptisch bildet einen Rückzugsort. Mit Beamer und Soundbox kann der visuelle Ausflug in Sternbergs waldreiche Umgebung noch realistischer nachempfunden werden. Die Handläufe im Flur wurden in die Gestaltung eines kleinen Trimmdichpfades mit vier Stationen einbezogen. Generationenprojekt steht in den Startlöchern Diese endlos langen Handläufe in den kahlen Flurbereichen gaben eines Tages den Anstoß: „Hier muss was passieren. Wir wollen uns auch diesen Raum für unsere Tagesgäste erobern“, berichtet Juliane Puskeiler, Leiterin der DRK-Tagespflege in Sternberg und seit Sommer 2017 auch der Parchimer Einrichtung: Der Weg zum Ziel war eine demenzgerechte Wandgestaltung, die Sicherheit, Abwechslung, Raum für Konzentration und Ruhe bietet. Verwirklicht werden konnte das Vorhaben mit einer Förderung aus der Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland.“ Weitere Unterstützung ist bereits zugesagt. In der Parchimer Tagespflege steht zum Beispiel ein Generationenprojekt mit Jugendlichen und Tagesgästen kurz vor dem Start. Individuelle Zuwendung steht an erster Stelle In Seniorentagespflegen verbringen Menschen mit einem Pflegegrad an einzelnen Tagen oder die ganze Woche die Zeit vom Frühstück bis zum Nachmittag nach einem vertrauten, wiederkehrenden Ablauf. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim gibt es 36 Einrichtungen dieser Art mit 683 Plätzen in Trägerschaft von 29 Betreibern. In den beiden DRK-Tagesflegen in Sternberg und Parchim mit insgesamt 50 Plätzen sorgen elf Mitarbeiter für das Wohl der Tagesgäste. Im Parchimer Team ist zurzeit noch ein FSJler tätig. Aus der Erfahrung heraus, dass sich Menschen mit Demenz oft nicht gut in der Gruppe aufgehoben fühlen, wird der individuellen Zuwendung ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Speziell geschulte Fachkräfte oder Betreuungsassistenten aber auch alle anderen Mitarbeiter der beiden Einrichtungen finden in den Biografien ihrer Tagesgäste viele Anknüpfungspunkte. Den Koffer der Erinnerungen öffnen helfen So können sie gezielt Anreize geben, die helfen, den Koffer der Erinnerungen zu öffnen. Das hilft Betroffenen wiederum, ihre Identität und ihr Selbstbild länger zu bewahren. Der im Herbst 2019 neu gestaltete Flur in der Sternberger Einrichtung ist dafür wie geschaffen: „Das löst so viel aus bei unseren Tagesgästen“, beobachtet Juliane Puskeiler immer wieder. In der Parchimer Einrichtung bereitet den Tagesgästen seit dem vergangenen Jahr eine Tovertafel unglaublich viel Freude. Dabei handelt es sich um eine Spielkonsole, die interaktive Bilderwelten in die Runde zaubert und die Bewegung fördert. Pflegedienstleiterin engagiert sich im Netzwerk Demenz Juliane Puskeiler bringt sich für ihren DRK-Kreisverband auch im Parchimer Netzwerk Demenz ein. Es vereint Akteure aus unterschiedlichen Bereichen. Gemeinsam haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, Wissen über Demenz und einen hilfreichen Umgang mit der Erkrankung zu verbreiten. „Wir können alle nur davon profitieren, wenn wir miteinander im Gespräch sind“, findet Juliane Puskeiler. Diesen Satz würden Astrid Bräuer und Manuela Tröschel, Leiterinnen der beiden Seniorenpflegeheime in Parchim in Trägerschaft des Diakoniewerkes Kloster Dobbertin genauso unterschreiben. Auch sie versprechen sich von den Treffs, dem Austausch und dem Angebot an Fortbildungen durch das Netzwerk einen Mehrwert für alle. „Das ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen", finden sie. Quelle: https://www.svz.de/29660572 ©2020

In Deutschland etwa 1,6 Millionen Betroffene

Nach neuesten Berechnungen leben in Deutschland derzeit rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Die meisten von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen.Je nachdem, wie sich die Altersstruktur der Bevölkerung insgesamt entwickelt, wird sich die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen. In Mecklenburg-Vorpommern leben derzeit etwa 33 200 Menschen mit Demenz: Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft Weitere Infos: www.alzheimer-mv.de